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Dänische KohortenstudiePräklinische Phase eines Morbus Crohn dauert länger als gedacht

22.05.2024Ausgabe 3/20243min. Lesedauer

Die präklinische Phase von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) dauert länger als bisher gedacht, vor allem beim Morbus Crohn (MC). In einer großen dänischen Studie wurden bei MC-Patienten bis zu 8 Jahre vor Diagnosestellung und bei Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) bis zu 3 Jahre vor Diagnosestellung Veränderungen bei Blutspiegeln von hämatologischen und biochemischen Parametern nachgewiesen. Können Risikopersonen künftig früher erkannt und eventuell vorbeugend behandelt werden?

Daten von über 20.000 Patienten

Möglich wurde die Charakterisierung der ausgedehnten präklinischen Phase bei CED durch dänische Registerdaten. Ausgewertet wurden Daten von mehr als 20.000 CED-Patienten (MC: n= 7.739, CU: n=12.934; Diagnosestellung zwischen 2008 und 2018), bei denen vor der Diagnose die Ergebnisse mindestens eines Bluttests zu ausgewählten Parametern vorlagen. Die dänischen Wissenschaftler fokussierten auf 17 hämatologische und biochemische Blutmarker, darunter neben fäkalem Calprotectin (FC) vor allem Vitamine und Mineralstoffe (Vitamin B12, D2, D3, Folat, Eisen), C-reaktives Protein (CRP), Albumin, Bilirubin und Blutbestandteile (u. a. Hämoglobin, Thrombo-, Leuko-, Monozyten, Eosinophile). Die Werte wurden bis zu 10 Jahre vor der CED-Diagnose gemessen und mit den Werten entsprechender Blutuntersuchungen bei mehr als 4,5 Mio. Kontrollpersonen verglichen.

MC: Marker schon bis zu 8 Jahre vor Diagnosestellung auffällig

Insgesamt wurden in 14 von 17 Tests für MC präklinische Veränderungen nachgewiesen, die mit der klinischen Diagnose der jeweiligen Erkrankung assoziiert wurden. Bei MC-Patienten waren nach Angaben der Autoren 8 Jahre vor der Diagnose die Werte für Leukozyten, Neutrophile und Thrombozyten signifikant höher als bei der Kontrollgruppe. 7 Jahre vor Diagnose waren auch CRP-Werte erhöht und Hämoglobin-Werte geringer. 5 Jahre vor der Diagnose waren die Spiegel von Monozyten höher als bei den Kontrollpersonen; die Werte für Albumin, Eisen und Bilirubin waren hingegen geringer.

CU: Marker bis zu 3 Jahre vor Diagnosestellung auffällig

Bei CU-Patienten wurden in 9 von 17 Tests Veränderungen der Messwerte bis 3 Jahre vor Diagnosestellung gefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Werte von CRP, Leukozyten, Neutrophilen, Eosinophilen und Thrombozyten höher als bei Kontrollpersonen. Die größten Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollpersonen wurden im Jahr vor der Diagnose der Erkrankung gefunden.

Die Daten lassen es möglich erscheinen, Risikopersonen für die Entwicklung einer CED bereits Jahre vor einer Manifestation der Erkrankung anhand ihrer Blutwerte zu erkennen. Allerdings wird es so einfach nicht sein, denn mit Ausnahme von FC hätten die medianen Werte aller Bluttests bei CED-Patienten innerhalb der Normbereiche gelegen, schreiben die Autoren. Nur durch Modellrechnungen könne ein erhöhtes Krankheitsrisiko vorhergesagt werden – und das auch nur mit eingeschränkter Aussagekraft. Denn es bedarf weiterer und besserer Biomarker, um das Auftreten einer Erkrankung vorhersagen zu können, so die Autoren. Es ist daher also noch ein weiter Weg, bis Patienten in der präklinischen Phase einer CED ermittelt werden können.

Quelle

(ID:50025613)