Literatur-Review mit Metanalyse Männer und Frauen mit CED berichten gehäuft über sexuelle Dysfunktionen
Bei der Betreung von CED-Patienten sollte auch an sexuelle Funktionsstörungen gedacht werden. Mehr als die Hälfte der Patienten sowohl mit Colitis ulcerosa (CU) als auch mit Morbus Crohn (MC) sind laut einem aktuellen Literaturreview von Störungen des Sexuallebens betroffen. Frauen berichteten noch häufiger darüber als Männer.
Ausgewertet wurden die Daten von 18 Studien, in denen insgesamt 2.694 CED-Patienten aus 13 Ländern befragt worden waren. Die gepoolte Prävalenz sexueller Dysfunktionen lag bei 50,6% (95% CI 40,8%-60,5%). Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen waren sexuelle Funktionsstörungen bei CED-Patienten fast dreifach häufiger (Odds Ratio [OR] 2,94; 95% CI 1,99-4,35). Wie zu erwarten, wurden Sexualstörungen insbesondere von Patienten mit aktiver Erkrankung berichtet. Die Prävalenz lag bei ihnen bei 75,1% im Vergleich zu 34,2% bei Patienten mit inaktiver Erkrankung.
CU-Patienten waren insgesamt mit einem Anteil von 64,8% (95% CI 45,1%-82,1%) noch etwas häufiger als Crohn-Patienten von Sexualstörungen betroffen (58,3%; 95% CI 36,0%-79,0%). Vor allem Frauen mit CED berichteten gehäuft über sexuelle Funktionsstörungen (62,7% vs. 34,0% Männer; OR = 3,99; 95% CI 2,80-5,68). In Studien, in denen zur Beurteilung sexueller Funktionsstörungen der Female Sexual Funktion Index bzw. der International Index of Erectile Function eingesetzt worden war, betrug die Prävalenz 61,7% bei Frauen und 32,1% bei Männern.
Die italienischen Autoren des Reviews möchten Gastroenterologen ermutigen, CED-Patienten auf Sexualstörungen zu screenen, um frühzeitig intervenieren zu können. So könne die Lebensqualität der Patienten erhöht werden.
Genetischer Zusammenhang zwischen CU und männlicher Infertilität
Erste Hinweise gibt es darauf, dass eine Häufung von Infertilität bei männlichen CU-Patienten außer auf Sexualstörungen wie erektile Dysfunktion, auch auf einem kausalen genetischen Zusammenhang beruhen könnte. Chinesische Wissenschaftler haben in einer genomweiten Assoziationsstudie mithilfe Mendelscher Randomisierung Belege für diese These gefunden.
Analysiert wurden große europäische
Datensätze auf Übereinstimmungen von Single-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) bei CU-Patienten (Auswertungen von 110.444 SNPs bei 27.432 Patienten) mit genetischen Veränderungen bei männlicher Infertilität (> 16 Mio. SNPs / 73.479 Patienten). 86 SNPs deuten nach Angaben der Autoren auf einen kausalen Zusammenhang zwischen CU und männlicher Infertilität hin, also auf ein erhöhtes Risiko männlicher CU-Patienten für Unfruchtbarkeit. Die Autoren vermuten, dass der Zusammenhang auf genetisch bedingten Veränderungen der Zusammensetzung des Darmmikrobioms beruhen könnte. Eine intestinale Dysbiose, wie sie bei CU-Patienten nachgewiesen wurde, könnte nach Ansicht der Autoren auch mit einer Beeinträchtigung der Spermatogenese einhergehen.
- Nardone OM et al.: Prevalence of Sexual Dysfunction in Inflammatory Bowel Disease: Systematic Review and Meta-analysis. J Crohn‘s Colitis 2024, jjae133, doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjae133
- Wang X, Li T, Chen Q (2024): Causal relationship between ulcerative colitis and male infertility: A two-sample Mendelian randomization study. PLoS ONE 19(5): e0303827. doi.org/10.1371/journal.pone.0303827
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